Hallo zusammen,
im Titel ist es eigentlich recht gut zusammengefasst: nachdem ich mich ausführlich mit Bindungstheorie auseinandergesetzt habe ist mir aufgefallen, dass meine Partnerin eindeutig "vermeidend" ist und ich eben ein ängstlicher Bindungstyp bin.
Das Ganze korreliert auch stark mit unserem familiären Hintergrund UND eben auch mit unseren bisherigen Erfahrungen in vorangehenden Beziehungen. Soll heißen: unsere familiären Erfahrungen gleichen ziemlich genau dem was lt. Theorie jeweils dazu führt dass sich jemand in eine der beiden Richtungen entwickelt und unsere vorangehende Beziehung war jeweils auch davon geprägt, dass der Partner eben genau das Gegenteil war - so wie jetzt auch in unserem Fall.
Ich habe das Thema auch schon offen angesprochen und meine Partnerin scheint zwar Verständnis zu zeigen, wobei ich auch gleichzeitig das Gefühl habe dass sie dieses Thema von sich aus nicht wieder ansprechen würde und ich befürchte dass sie sich auch nicht weiter damit beschäftigen wird.
Jedenfalls hat sie in der Vergangenheit von sich aus angemerkt, dass sie ihre Schwierigkeiten mit Nähe einsieht und sich fragt, ob sie "Bindungsprobleme" hat.
Nun ist es so, dass (mal wieder) nach einem wunderschönen Abend bzw. einer wunderschönen Nacht die wir miteinander verbracht haben diese Kälte folgt - das zieht sich manchmal über mehrere Tage hinweg, in denen sie schlichtweg nicht wirklich "erreichbar" ist. Man könnte fast die Uhr danach stellen, mittlerweile rechne ich so gut wie immer dass sie Abstand braucht wenn die Dinge "zu gut" laufen ...
Nicht falsch verstehen, wir sind in einer monogamen Beziehung, bekennen uns dazu, sind sozusagen "zusammen", haben uns Freunden und Familie vorgestellt... Aber wir wohnen nicht in einem gemeinsamen Haushalt, daher ist diese physische Distanz möglich.
Und in diesen distanzierten Phasen ist sie einfach nicht dafür zu haben dass wir uns treffen, selbst wenn es auch nur kurz auf einen Kaffee oder sonst etwas ist - sie hat immer alle Hände voll zu tun.
Ich weiß über diese beinahe toxische Dynamik bescheid, dass die Bedürfnisse komplett gegensätzlich sind und dass viele Beziehungen und Ehen daran zerbrechen. Man sagt ja auch "anxious avoidant trap" im Englischen. Mir ist auch bewusst, dass sich diese ängstlichen Muster gegenseitig verstärken und paradoxerweise einander anziehen, weil man gewissermaßen versucht diesen Konflikt aus der Kindheit zu lösen ...
Die Krux ist, dass ich trotz diesem Wissen nicht sehr gut damit umgehen kann. Ich weiß dass mein Selbstwertgefühl im Keller ist, sobald sie auf Tauchstation geht - und will das keinesfalls. Ich will meinen "Wert" nicht anhand von ihr definieren und habe eigentlich keine Lust, mich dermaßen Abhängig zu machen aber aktuell ist meine Laune einfach zu vergessen weil sie schlichtweg nicht "da" ist.
Man ist in einer Partnerschaft und fühlt sich dennoch alleine, es ist alles andere als einfach...
Hat vielleicht jemand Erfahrung und kann Ratschläge geben? Oder eventuell eine gute Empfehlung für ein Buch? Meine größte Angst ist, dass sie das Interesse komplett verliert sobald ich mal aufhöre sie zu "verfolgen", denn das habe ich bisher immer gemacht. Mit ewig langen Briefen, Aufmerksamkeiten usw.
Traurigerweise kommt das kaum von ihr... Es fühlt sich sehr einseitig an, obwohl sie beteuert mich zu lieben.
Ich bin für jeden Ratschlag dankbar!