Hallo,
ich habe nun schon lange darüber nachgedacht diesen Beitrag zu verfassen, ich fühle mich aber besser dem ganzen hier anonym freien Lauf zu lassen, weil ich so vielleicht auf Menschen treffe die einen Rat für mich haben. Es ist in meinem Umfeld nicht immer unbedingt einfach darüber zu reden, bzw. fehlt es den Leuten dort auch an Erfahrung. Und ich bin zunehmend genervt.
Erstmal zu meiner Person, ich arbeite als Krankenschwester in einer Art betreuten wohnen. Ich bin 21 jahre alt und weiblich.
Ich wünsche mir hier auf Menschen zu treffen die nicht wertend sind, eventuell auch in der Lage sich in meine Situation hinein zu versetzen und die ernsthaftes Interesse daran haben mir eine adäquate Antwort zu hinterlassen.
Ich sage das so nachdrücklich, weil ich mich schon seit Jahren nicht mehr in Foren rum getrieben habe und ich leider in der Vergangenheit nicht immer positive Erfahrungen machen konnte.
Ich möchte also auch trotz dessen das dies anonym bleibt, nicht zu persönlich werden.
Fangen wir mal an.
Ich bin nun seit zwei Jahren mit meinem Partner zusammen, den ich schon seit klein auf kenne. Wir führen eine harmonische Beziehung, die mich in meinem Leben sehr bereichert.
Wäre da nicht das leidige Thema mit seiner Familie.
Ich hatte leider keinen guten Einstieg damit, seine Familie kennenzulernen. Was mir persönlich einen ordentlichen Schlag versetzt hat, weil ich ein unkomplizierter, offener Mensch bin der noch nie Schwierigkeiten hatte, einen Zugang zu Menschen zu finden, geschweige denn als unsympathisch oder änhliches beschrieben wurde.
Natürlich muss kein Mensch jedem gefallen, ich möchte damit nur sagen das für mich gewisse Reaktionen seiner Familie anfangs ziemlich aus der Bahn geworfen haben.
Das erste Treffen der Mutter meines Freundes begann damit sie mit Alkohol am Tisch vorzufinden ( da wusste ich noch nicht, dass sie ein Alkoholproblem hat )
Genauso wie seine zwei halb- Geschwister, die auf mich erst einmal einen ungepflegten und teils erschreckenden Eindruck machten, weil sie mit nur 7 und 9 Jahren schon kaum noch eigene Zähne im Mund hatten sondern Zahnkronen und vergammelte Zähne. Sowas habe ich bei Kindern in der Art und Weise noch nie gesehen.
Nun war es früher so, dass mein Freund ein sehr enges Verhältnis zu seinen Geschwistern gepflegt hat, was schon ungesund wurde und ihm psychisch ersichtlich nicht gut tat.
Er kommt aus einer sehr zerschlagenen Familie ( er selbst war nicht gewollt, Gewalt in der Kindheit, eine lange Liste an Vätern)
Dadurch wurde er von seiner Mutter viel selbst zum Vater ernannt.
Es folgten Sätze wie "das sind unsere Kinder" und "es könnten glatt deine Kinder sein"
Genauso verhielt er sich dann auch.
Niemand durfte etwas zu den beiden sagen, aber beklagt hat er sich den ganzen Tag wie schlecht es den beiden dort geht.
Nun war seine Einstellung dazu natürlich noch etwas unreif, dass hat sich heute komplett verändert.
Es folgten Beratungsgespräche in einem Kinderschutzzentrum, später auch die Information des Jugendamtes.
Ich war in allem eine große Stütze für ihn und ich denke für so ziemlich jeden Schritt auch die Motivation. Durch meine Ansichten und sein Vertrauen zu mir hat sich bei ihm viel verändert.
Seine Geschwister sind ungepflegt, werden also nicht geduscht oder sonst wie gewaschen. Sie kriegen Szenarien und Worte ihres Umfeldes mit, bei denen einem die Spucke weg bleibt und sie sind den ganzen Tag einer verqualmten Wohnung ausgesetzt.
Sie essen den ganzen Tag wahllos und ungehemmt ( 6 Eis zum Frühstück ist nur der kleinste Anfang ) und sie sind beide stark adipös.
Bei jedem Menschen der auch nur ansatzweise was vom Körper versteht, klingeln hier nicht nur wegen eines Diabetes die Alarmglocken.
Die Kinder sind den ganzen Tag sich selbst überlassen, es werden 14 Stunden lang ps4 Spiele ab 18 durch gespielt, die erste Klasse wurde wiederholt. Es fehlt an Regeln, Grenzen. Und grade seine Schwester weiß, wenn sie nur laut genug schreit oder einen süßen Blick macht, kriegt sie was sie will.
Ich hatte nie vor hier so intensiv auf dieses Thema einzugehen, aber ich denke es ist unumgänglich um ein vollständiges Verständnis für die Situation zu entwickeln.
Seine Mutter die mich anfangs so in den Himmel gelobt hat, hasst mich mittlerweile. Ich bin ihr ein Dorn im Auge und ich weiß natürlich auch, warum. Seit es mich in dem Leben meines Freundes gibt, hat er eben auch angefangen den Mut aufzubringen sie stark zu kritisieren. Seitdem bin ich eben untendurch, was für mich soweit auch kein Problem darstellt.
Nachvollziehbar wie ich finde.
Mittlerweile ist es so, dass mein Freund sich seinen Geschwistern gegenüber nicht mehr zwanghaft verantwortlich fühlt. ( eben mit dem Beisein ein schlechtes Gewissen zu haben wenn er die zwei nicht retten kann )
Damals war es wirklich so schlimm das er die beiden in seiner eigenen Wohnung aufgenommen hätte.
Er hatte ein Foto der beiden auf seinem Nachtschrank, eines seiner Schwester im Portmonee und seine Schwester war bei sämtlichen Accounts sein Passwort, sein Hintergrundbild, einfach alles.
Nun kommen wir zum eigentlichen Problem, worauf sich meine Fragestellung auch bezieht.
Ich selbst liebe Kinder, möchte unbedingt eigene und würde am Liebsten die meisten Kinder die ich bei meiner Arbeit so treffen durfte mit nachhause nehmen. Anders bei den beiden. Sie sind unerzogen, wirklich rotzfrech und alles andere als meines empfindens nach süß.
Ja mittlerweile ist es sogar so weit, dass ich die Beiden nicht mehr ausstehen kann.
Schuld daran sind verschiedene Situationen, die mich zutiefst verärgert haben.
Ich werde mal von ein paar Ausschnitten erzählen.
Seine Schwester nenne ich K. (heute 8) und seinen Bruder L. ( heute 10 )
Als ich die beiden kennengelernt habe, waren sie mir gegenüber absolut negativ. Es wurde in meiner Anwesenheit mehrfach geäußert sie würden die Ex Freundin von ihm zurück wollen ( sie war die erste Freundin die er mit nachhause brachte )
bei jeder Unternehmung die ich mit den beiden machte, wurde sich für nichts bedankt. Es wurde ständig verglichen und ich bekam andauernd Bemerkungen gedrückt wie "sowas haben wir aber mit **** vorher schon gemacht !!!)
Oder Sprüche seines Bruders, ich sei nur eine dumme Tussi ( rein optisch, da kannte er mich noch nicht ) und seine Mutter bestätigte den beiden das eben auch alles. Die hat mir auch das ein oder andere Mal Sprüche gedrückt. "Früher hat er dies und jenes schönes mit seiner ex gemacht"....)
in dieser Zeit habe ich versucht damit so souverän und erwachsen wie möglich umzugehen. War halt aber einfach nicht der beste Start. Auch hier hat sich einiges verändert, die Ex ist nun kein Thema mehr, ich werde von seinen Geschwistern über alles geliebt ( zumindest bringt seine Schwester das stark zum Ausdruck, sein Bruder ist da zurückhaltender was ja auch völlig normal ist ) und seine Ex ist kein Thema mehr.
Dann gab es Situationen, die für mich nur schwer zu ertragen sind.
Ich bin ein konsequenter Mensch, der sich weder durch betteln noch durch kreischen beeinflussen lässt, wenn es um Regeln geht.
Ich bin so erzogen und kreischen, toben gab es bei mir nicht. Ich selbst finde sowas einfach nur anstrengend. Vor allem weil es eben nicht meine eigenen Kinder sind, zu denen man natürlich eine ganz andere Bindung hat.
Seine Schwester macht das aber nur zu gerne.
Hier ein paar Ausschnitte:
Ihr 8. Geburtstag, mein Freund wollte einen Shoppingtripp für über 90 Euro starten, damit sie sich neu einkleiden kann. Sie sollte dabei alles entscheiden. Wie sich später heraus stellte eine nicht so gute Idee für ein Kind das Orientierung im Leben braucht und dessen Verhalten man so nur noch bestärkt. Aber gut. Das hat er dann auch gemerkt.
Wir waren in einem Schuhgeschäft, aber anstatt sich Schuhe auszusuchen sagte sie dann: "such du mir doch welche aus!"
als sie dann welche hatte, die sie anprobieren wollte kam: "mach du mir die schuhe auf ! ich kann das nicht!" daraufhin sagte ich dann als mein freund ihr die schuhe anziehen wollte, doch, dass kannst du. Dann kam ein "siehst du nicht das ich das nicht kann !?" Und wieder gab mein Freund nach und zog ihr die Schuhe aus und an.
Danach folgte der Satz:
"Und ausserdem will ich viel lieber die Krone dahinten !"
Mein Freund völlig überfordert, guckte sie nur an. Sie machte darauf hin ihre Kulleraugen ( sie klimpert dann übertrieben mit den Wimpern und versucht süß zu gucken )
woraufhin er lächelte und nachgeben wollte.
Ich griff dann an der Stelle ein und sagte: "K. Dein ganzes Zimmer ist voll davon, wir sind nun hier um nach neuen Schuhen für dich zu gucken."
Daraufhin rannte sie zur Ausgangstür und fing an hysterisch zu weinen.
Anstatt sie weinen zu lassen, meinetwegen hätte sie sich auch wie mit fünf auf den Boden schmeißen können, kaufte er ihr einfach hübsche Schuhe und schaute sie mitleidig an.
Danach wollte sie SOFORT nachhause, wir wären so blöd, sie möchte nichts mehr mit uns machen.
Ich habe ihr gesagt, wenn sie nachhause möchte würde ich sie fahren, oder sie überlege sich nun wo sie als nächstes hin möchte.
Letzten Endes wurde ihr Gebocke ignoriert und wir sind mit ihr in den nächsten Laden.
Ich hätte das ganze an der Stelle abgebrochen, aber das war in dem Fall nicht meine Entscheidung und ich habe mir vorgenommen nachträglich mit meinem Freund über das ganze zu sprechen. Habe ich auch getan, was ihn zum Nachdenken bewegt hat und ein Stück weit auch etwas an seinem Umgang veränderte,was damals an der Stelle noch nicht allzu deutlich zu erkennen war. Aber so etwas braucht Zeit.
Nächste Situation die sich ständig wiederholt:
> Wir gehen in einen bestimmten Laden und jedes mal möchte sie eine Bifi. Kriegt sie die nicht fängt sie an zu toben. Mittlerweile hat mein Freund solche Fortschritte gemacht, dass er nein sagen kann und es auch dabei bleibt.
>neulich auf Toilette, ich wollte ein öffentliches WC benutzen, woraufhin K. auf meine Nachfrage hin sagte sie müsste nicht.
Ich bin dann in die Toilettenkabine gegangen, da sagte sie sie wolle mit und preschte hinterher. Ich habe meine Hand als stop zeichen vor sie gehalten und sagte: nein, ich möchte alleine auf Toilette gehen.
Wieder fing sie an wie wild zu toben, zu schreien und zu weinen und darunter dann zu sagen sie will nicht alleine aufs klo sie hätte so Angst. ( tat nichts zur Sache, sie wollte und sollte ja gar nicht auf die Toilette.) Ich habe das ignoriert, bin auf die Toilette gegangen und habe ihr dann auf Augenhöhe erklärt, dass ich sie gefragt habe ob sie mal muss und dass sie vor der Tür warten kann weil ich alleine auf die Toilette möchte ohne das sie mir dabei zusieht.
Sie schmollte dann, was ich nicht weiter beachtet habe.
Einen Laden später wollte ich dann noch eine Kleinigkeit holen, wirklich nur ein Teil und fragte die beiden Kinder dann ob sie mit wollten oder warten. Ihr Bruder sagte warten, dann fragte ich sie ob sie mit wollte, sie antwortete nicht, ich sagte daraufhin dann das beide sonst kurz warten wir wären in zwei minuten wieder da. Alles gut, nichts los. Ich schließe meine Autotür ab, sie schnallt sich hinten ab und schlägt wie wild mit beiden Fäusten gegen die Scheiben meines Autos. Kreischt dabei wie wild. Wäre ihr Bruder nicht im Auto gewesen, hätte ich sie so sitzen lassen und das nicht damit belohnt ihr wieder einmal nachzugeben.
Ich öffnete die Tür und sagte ihr, dass ich sie eben gefragt habe ob sie mit möchte und das sie sich so nicht zu verhalten hat.
Sie stieg auf, schmollte, versuchte die Hand meines Freundes zu nehmen und sagte schmollend: Bruuudiiii...
Versuchte also wieder bei ihm Bestätigung zu erlangen, welche er sofort ablehnte und sagte: nein, du hast sie schon verstanden.
Nach dem Ladenbesuch ( der ganze zwei Minuten andauerte )
habe ich mich hingehockt und ihr erklärt das sie mit so einem Verhalten nichts erreicht. Das überhaupt nichts los war und ich nicht möchte das sie so gegen das Auto schlägt und tobt. Das sie einfach sagen kann, wenn sie sich etwas wünscht, aber dieses Verhalten nur dazu führt das sie ignoriert wird. Sie nickte das ab und alles war wieder in Ordnung.
Diese und ähnliche Situationen gibt es ständig, sobald sie denkt zu kurz zu kommen, schreit sie herum. Weint, sagt, sie möchte nachhause. Und ich weiß nicht, wie ich noch reagieren kann, in wie weit es okay ist sie auch mal in ihre Schranken zu weisen. Ich möchte nicht böse wirken, aber manchmal kann ich diese Situationen auch nicht mehr, weshalb einem schon die Lust vergeht etwas mit ihr zu unternehmen.
Wenn mein freund und ich gehen ( wenn wir mal kurz zu Besuch sind um hallo zu sagen und zu quatschen ) dann schreit und weint sie auch.
Wenn wir uns unterhalten, unterbricht sie ständig, akzeptiert dann aber auch wenn man ihr erklärt das man grade spricht. Auf Knopfdruck weinen tut sie auch dann, wenn ihr Bruder L. die Beachtung bekommt. Man muss sich nur fünf Minuten mit ihm unterhalten und sie fängt auf knopfdruck an zu toben und zu weinen. Oder bockig weg zu laufen.
Wir waren mal im Tierpark, da rannte sie beleidigt weg weil es nicht als erstes zu den Tieren ging zu denen sie wollte, sondern zu denen für die die Mehrheit abgestimmt hat.
Sie ist sehr kommandoartig, sie möchte alles bestimmen und hat dadurch auch keine Freunde in ihrem Alter.
Sie sagt dann herrisch: los mach das jetzt !
Oder wenn ich sie hier geduscht habe und ich sie frage ob sie zb den Kopf ein Stück nach vorne lehnen kann, dann kommt eine pampige Antwort: " Siehst du nicht das das nicht geht ?!"
Es ist für mich schwierig, wie ich auf so ein Verhalten Einfluss nehmen kann. Ich bin keine Mutter, bin auch noch recht jung. Und zunehmend einfach nur noch genervt von ihr. Dieses ständige toben und schreien und nie wissen ob man mit ihr etwas unternehmen kann, weil sie sobald es nicht um sie geht anfängt Terror zu machen und den ganzen Ausflug zu sprengen.
Wäre es auch okay, nur etwas mit ihrem Bruder zu machen ?
Die beiden sind sehr schnell eifersüchtig wenn man mal nur dem einen etwas gibt. Wobei ich finde, dass Kinder auch lernen können das sie verschieden sind und nicht jeder das Selbe haben muss.
Ich würde/möchte sie auch nicht ausschließen denn das verändert ja nicht die Ursache. Aber wäre es auch mal okay, wenn sie wieder mit ihrem " ICH WILL SOFORT NACHHAUSE" kommt, zu sagen, wenn du dich nicht benehmen kannst holen wir nächstes mal nur deinen Bruder ? Oder sie dann tatsächlich auch mal nach Hause zu fahren? Sie kennt keine ernsthaften Konsequenzen, ihre Mutter sagt etwas und gibt dann doch nach. Oder ist das zu hart ?
Hilfe.