orchideenblattOrchideenblatt, ich glaube du bist was die Fachkompetenz von Ärzten betrifft etwas blauäugig. Deine Aussage mag zutreffen wenn es um ein technisches System geht, das einfach und komplett beschreibbar und analysierbar ist und wo man relativ einfach zum "allwissenden Experten" werden kann. Der menschliche Körper ist jedoch sehr viel komplexer und insbesondere die menschliche Psyche. Aus diesem Grunde basieren viele aktuell etablierte Sichtweisen in der Medizin auf Verallgemeinerungen, die nicht mehr den Kriterien der empirischen Wissenschaft entsprechen. Da landen wir schnell wieder in Zeiten, wo der Aberglaube regiert hat und teils zur Kontrolle der Menschen eingesetzt wurde.
Nur am Rande: Der Einsatz von Psychopharmaka wird auch unter "Experten" kritisch diskutiert.
Die Entscheidung, was "das Beste" für jemanden ist, hängt sehr stark von den individuellen Wertvorstellungen und Prioritäten eines Menschen ab. Für manche mag die Vorstellung akzeptabel sein, dass die Vorgänge im eigenen Gehirn verändert werden, andere wiederum fühlen sich wiederum in ihrer Würde verletzt, wenn ihnen so eine Behandlung aufgedrängt wird. Und dabei ist die Frage noch gar nicht beantwortet, ob die Medikamente wirklich helfen - oder ob sie einen nur abhängig machen.
Was nämlich auch ganz klar gesagt werden sollte: Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (="Antidepressiva") haben im Gehirn die selbe Wirkungsweise wie LSD. Deshalb kann es bei einer höheren Dosierung auch zu der selben Form von Haluzinationen wie bei LSD kommen. Auf solche Aspekte sollte ebenfalls hingewiesen werden, genauso darauf, dass diese Medikamente abhängig machen und unter anderem die Fähigkeit, Lust/Erregung zu empfinden, verringern. Manchmal sogar dauerhaft/irreversibel.
Wie gesagt, ich finde es anmaßend wenn ein Arzt über einen Patienten hinweg entscheidet, was für ihn "das Beste" sei. Ohne diesem die Möglichkeit zu geben, selbst möglichst objektiv Vorteile und Nachteile abzuwägen. Nur weil sich eine Vorgehensweise weitgehend etabliert hat und in "Fachkreisen" anerkannt ist.
Insofern find ich es auch nicht sinnvoll, einem Patienten, der bereits unter den Nebenwirkungen von Antidepressiva leidet, einzureden, das würde schon seine Richtigkeit haben und am Ende wäre es das Beste für ihn, diese Nebenwirkungen einfach zu ertragen bzw. zu ignorieren. Weil ja der Facharzt der Meinung sei, es würde ihm "helfen". Gerade das erhöht doch das Gefühl des Ausgeliefertseins und der eigenen Handlungsunfähigkeit. Und legt damit die Grundlage für (existentielle) Ängste. Ich kenne etliche Beispiele aus anderen Bereichen, wo genau das der Fall war... Patienten wurden teils bis an den Rand von Selbstmord getrieben, nur weil die Ärzte eine Vorgehensweise für "richtig" erachtet und schädliche Nebenwirkungen, die oftmals ja gar nicht in ihrer vollen Bandbreite erfasst werden (zu viel Aufwand oder Widerspruch zu finanziellen Interessen, siehe Artikel), haben.